Hauptbahnhof, Stuttgart

Juchtenkäfer und Stuttgart21

der bekannteste unbekannte Käfer Deutschlands

Er ist nur wenige Zentimeter groß, kommt fast nie aus seiner Behausung, die meisten Menschen werden ihn wohl nie zu Gesicht bekommen – und dennoch hat er maßgeblich dazu beigetragen, die Fertigstellung von Stuttgart 21 (S21) zu verzögern.   

 

Beim Juchtenkäfer handelt es sich um eine von der EU und dem Bundesnaturschutzgesetz geschützte Art, die in Höhlen alter Bäume lebt. Dies macht ihn in vielen Regionen so rar und besonders. Der Käfer ernährt sich von morschem Holz, lebt im Innern des Baumes, schädigt diesen aber nicht. Zu Gesicht bekommt man ihn deshalb kaum. Und auch seine kurze Lebenszeit von nur rund 2-3 Wochen bei Männchen und etwa 3 Monaten bei Weibchen führt dazu, dass es sich um einen eher unbekannten Zeitgenossen handelt. Sein Name stammt übrigens von dem, an Juchtenleder erinnernder, Duft, den die Männchen zur Paarungszeit ausstoßen.  

 

Aber zurück zur S21-Baustelle. Als 2013 Juchtenkäfer in Bäumen auf dem Baustellengebiet entdeckt wurden, wurden die Bauarbeiten sofort gestoppt. Drei Jahre lang suchte man nach einer Möglichkeit, die Bäume zu erhalten und den Käfer damit zu schützen. Erst 2016, nach einer EU-Sonderregelung, ging es weiter – der Tunnel, für den die Bäume hätten weichen müssen, wurde auf eine andere Art gebohrt, die es erlaubte, dass die Bäume vor der Fällung bewahrt werden konnten. Das hatte jedoch auch seinen Preis: 20 Mio. € Mehrkosten für das Projekt S21 sind dadurch entstanden.  

 

Während die Deutsche Bahn den Arten- und Umweltschutz zum Teil für die Verzögerung des Baus von S21 macht, erwidert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), dass die Bahn viel zu spät auf den Artenschutz geachtet hätte. So sei der Juchtenkäfer nicht die einzige Art gewesen, die durch die Bauarbeiten in Bedrängnis geraten sei. Auch die Lebensräume von Mauer- und Zauneidechsen vor Ort hätte man schon früher in Planungen mit einbeziehen müssen.  

 

 

Weiterführende Links: 

 

Südkurrier Der Juchtenkäfer am Bahnhof wie ein kleiner Sonderling die Deutsche Bahn das fürchten lehrt

 

Augsburger Allgemeine So macht der Juchtenkäfer Stuttgart 21 zu schaffen

 

Bahnprojekt Stuttgart-Ulm Artenschutzt Juchtenkäfer

 

StN Artikel nach Fund von Flasche mit Käferkot Bahn prüft rechtliche Schritte wegen versuchter Täuschung

 

https://www.bund-bawue.de/themen/mensch-umwelt/stuttgart-21/stuttgart-21-und-artenschutz/

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